Bericht zum Vortrag am 13.04.2024
Planung auf dem Land: wie gelingt nachhaltige Stadt- und Dorfentwicklung
Darüber haben wir mit Prof. Kerstin Gothe vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) diskutiert. Kerstin Gothe war Leiterin des Fachbereiches Regionalplanung und Planung im ländlichen Raum. Sie ist eine profunde Kennerin des ländlichen Raums und berät die Landesregierung und verschiedene Kommunen.
Trotz des fast schon sommerlichen Samstagabend waren das Interesse gut. Etwa 30 Personen folgten interessiert dem Vortrag von Prof. Kerstin Gothe im Hoftheater. Zum Auftakt gab es etwas Statistik. Auf Basis der amtlichen Zahlen aus Baden-Württemberg zeigte Frau Gothe auf, wie sich Lichtenau im Vergleich zu anderen ländlichen Gemeinden des Bundeslandes darstellt. Ergebnis: alles im mittleren Bereich. (Bruttowertschöpfung, Bildungsabwanderung, Mobilität, Verkehrsanbindung, Mietpreise, Bevölkerungsentwicklung, Ausländeranteil u.ä.) Das ist einerseits beruhigend, lässt aber auch Platz für Phantasie nach oben und zeigt vor allem, ohne profunde Kenntnis der Randbedingungen lässt es sich nicht gut planen.
Es folgte eine Erläuterung der Vor-und Nachteile der sogenannten Innen – und Außenentwicklung von ländlichen Gemeinden. Diese Begriffe beziehen sich auf die Bebauungsplanung in der Kernstadt einerseits (Nutzung bereits vorhandener, leerstehender Gebäude oder Freiflächen im Ort) versus Vergrößerung der Bebauungsflächen in den Randgebieten (Neubaugebiete, überwiegend Einfamilienhäuser). Neben Bauen geht es bei diesem Thema auch um die Art, wie wir im Alter leben, oder um den Verfall der historischen Ortsmitten. Wie kann ein Gemeinderat in dieser Gemengelage fundiert abwägen und entscheiden? Und wie kommt man dahin, dass Entscheidungen von den Bürgerinnen und Bürgern begrüßt und mitgetragen werden?
Einfach ist das nicht – aber es kann gelingen. Drei praktische Beispiele stimmten die Zuhörenden optimistisch. In Sachen Leerstand überzeugten das Projekt Gasthaus Krone und das Projekt Sommeruni – 20 Studenten, 2 Wochen, Analyse des Bestandes, viele Gespräche mit den Anwohnenden, Eruierung von zur Gemeinde passenden Zielgruppen, konkrete Ausformulierung anhand von Bauplänen und Zeichnungen – das kam gut an bei den Bürgerinnen und Bürgern der betroffenen Gemeinde.
Wie nachhaltige Verkehrsplanung gestaltet werden kann, vermittelte das Beispiel Baiersbronn – Unterdorf – Unserdorf. Das Wichtigste ist bei diesem Beispiel das Miteinander: von städtischen Grünflächen-, Tiefbau-, Verkehrs- und Gewässerplanern bis hin zur Einbeziehung der ganzen Gemeinde. Das öffentliche Vorstellen der Planung anhand eines Modellbaus, regelmäßige Bürgersprechstunden, das Berücksichtigen unterschiedlichster Belange und eine abschließende Abstimmung festigten den Konsens.
Eine solch intelligente Planung will im Vorfeld gut koordiniert sein und sie kostet natürllich auch Geld. Und daran scheitert es dann oft, wobei zu berücksichtigen ist, dass viele Einzelmaßnahmen oft auch nicht günstiger sind. Die Zuhörenden wünschen sich mehr vorausschauende Planungen und mehr Einbeziehung der Bürgerschaft, das wurde in der anschließenden lebhaften Diskussion deutlich.
MiTEiNANDER dankt Prof. Kerstin Gothe für den sehr interessanten Impuls. Den Vortrag stellen wir hier ein.
Vortrag Lichtenau_Gothe Veröffentichung