Unser Flyer im Amtsblatt

Liebe Lichtenauerinnen und Lichtenauer,

in den letzten Wochen haben wir intensiv an unserem Wahlprogramm gearbeitet. Heute haben Sie mit dem Amtsblatt unseren Flyer im Briefkasten. Hier finden Sie es noch einmal digital. Wir möchten Ihnen mit unseren Themen ein Angebot für eine soziale und ökologische Politik in Lichtenau machen.

In den nächsten Tagen können Sie uns auch auf unseren Veranstaltungen kennenlernen, mit uns ins Gespräch kommen und diskutieren. Wir freuen uns auf Sie und bitten herzlich m Ihre Stimmen zur Kommunalwahl am 09.06.2024.

Füreinander da sein

Verantwortung übernehmen

Miteinander etwas bewegen

Das ist unser Motto und das ist unser Anspruch für unser Lichtenau.

Herzlich

Dr. Katrin Korth und Renate Schwarz, Sprecherinnen der Liste MiTEiNANDER

Interview Marvin Dorn, Listenplatz 5

Ich habe eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, eine kühlschrankgroße Batterie im Keller und heize das – inzwischen gut gedämmte – Fachwerkhäuschen von 1780 per Wärmepumpe. Mache ich damit schon alles richtig oder ist da noch Luft nach oben? Was sagst du dazu, Marvin – als Master in Elektrotechnik – Regenerativen Energien?

Also zwei Sektoren sind da schon mal abgedeckt – Strom und Wärme. Natürlich gibt’s da noch Verkehr. Wichtiges Thema…

Eine Wallbox gibt’s auch…

E-Auto, viel Fahrradfahren und immer zu Fuß – das wäre dann schon ideal. Oder wenn’s geht auf Bus und Bahn zurückgreifen… Aber das ist auf dem Land natürlich schwierig.

Ich habe trotzdem manchmal ein schlechtes Gewissen, weil ich mir vorstelle: wenn ich viel Strom habe, haben auch andere Leute gutes Wetter und die Photovoltaik arbeitet und arbeitet und liefert Strom ins Netz – obwohl gar nicht so viel davon gebraucht wird an solchen Tagen. Und was passiert, wenn alle gleichzeitig mehr Strom benötigen, weil es dunkel und kalt ist – aber keiner aus regenerativen Quellen produziert wird, denn windstill ist es auch noch?

Man muss immer ein bisschen unterscheiden: wenn jetzt nur bei uns regional kein Wind weht, heißt das ja noch lange nicht, dass im Norden kein Wind weht. Umgekehrt: im Dezember war das mal der Fall – in Kiel war wunderschönes Wetter und überhaupt kein Wind. Und bei uns gab es Windgeschwindigkeiten von 20 km/h. Hätten wir jetzt einen größeren Windenergieausbau, hätten wir vielleicht andere Regionen in Deutschland mitversorgen können – wobei Baden-Württemberg selbst einen sehr hohen Verbrauch hat.

Also von den Netzen her geht es, dass der Strom transportiert wird?

Die Problematik mit den Netzen ist ja, dass die größten Verbraucher in Baden-Württemberg, NRW und Bayern sind. Und den ganzen Windstrom vom Norden in den Süden zu bringen, ist das Problem. Wenn wir aber vor Ort produzieren würden…

Aber wir waren ja bei dieser berühmt-berüchtigten Dunkelflaute. Die müssen wir dann schon anders abdecken. Zunächst ist der Plan, Gaskraftwerke [zu bauen], die ja schon mal deutlich weniger CO² verursachen als ein Kohlekraftwerk. Dann haben wir noch den internationalen Handel. Wir haben im letzten Jahr hauptsächlich aus Dänemark Strom eingekauft. Und Dänemark ist auch ein bisschen Transitland, d.h. wir kaufen sehr viel auch aus Norwegen. Norwegen hat ja sehr viel Wasserkraft, Dänemark sehr viel Windkraft und Biogas. Im Sommer kaufen wir dann von Frankreich Atomstrom, der ja auch klimaneutraler ist, sag ich mal…Oder klimaneutral, eigentlich. Emittiert zumindest kein CO²… Die verkaufen deshalb, weil man Atomkraftwerke nicht so gut hoch-und runterregeln kann, d.h. im Winter verbrauchen sie ihren Strom selbst und im Sommer haben sie einen Überschuss, den sie günstig verkaufen. Wir könnten den auch selbst produzieren mit Kohle- oder konventionellen Kraftwerken…

Kohlekraftwerke? Da sind wir ja auch keine Fans von, oder?

Genau. Aber besser als flächendeckend abschalten. Wenn wir nur die letzten 20%, also den Stromverbrauch in der Spitze, über konventionelle Kraftwerke abdecken, haben wir schon mal extrem viel gewonnen. Das wär schon gigantisch! Was da jetzt aber auch immer mehr kommt: kurzzyklische Dunkelflauten wie im Sommer Tag/Nachtwechsel, die kann man sehr gut auch mit großen Batteriespeichern abfangen. So ein paar Stunden kann man da schon abdecken. Ein Beispiel: wenn die ENBW jetzt Photovoltaikparks bauen, dann eigentlich nur noch mit Speicher, um eben diesen Last-Shift zu haben vom Mittag  in die Abend- oder frühen Morgenstunden. Die Zeitspanne der Photovoltaik wird größer durch Speicher.

Ist die Speicherentwicklung denn schon so weit? Können wir unbegrenzt Strom speichern?

Von der Technologie sind wir so weit, dass wir das eigentlich alles können. Grad Batteriespeicher – die Entwicklung ist Wahnsinn, was da vorwärts geht. Auch die Kapazitäten, die Preise vor allem. Da rechnet man z.B. damit, dass Elektroautos günstiger werden als Verbrennerautos. Das kann in Zukunft auf jeden Fall kommen. Aber angenommen, wir hätten ein Energiesystem mit 100% Erneuerbaren, dann muss man auf Wasserstoff und Derivate zurückgreifen.

Ist das auch so ungefähr der Themenbereich, in dem sich  deine Doktorarbeit bewegt?

Was wir machen, das ist noch ein bisschen ein anderer Ansatz. Es gibt so eine relativ neue Entwicklung, das nennt man Netzbooster. Es wird ja immer relativ viel gemeckert über das deutsche Netz – dabei: wir haben in Deutschland mit Sicherheit eines der sichersten Netze weltweit, eines der besten Netze weltweit. Wir haben da die sog. n-1 Regel, d.h. jeder Teil des Netzes dürfte theoretisch ausfallen und die anderen [Teile] würden das dann übernehmen. Also Netzsicherung. Der Booster sorgt dann dafür, dass wir das ganze Jahr über die Netze höher auslasten können alsbisher. Man muss gar nicht viel ausbauen, keine neuen Trassen ziehen – und kann trotzdem mehr Energie von Nord nach Süd transportieren. Diese Booster gibt es schon – und wir prüfen jetzt, wie kann man das erweitern mit Wasserstoff.

Neben Doktorarbeit, Angelsportverein und Fußball, wenn du zuhause [in Grauelsbaum] bist, bist du auch ehrenamtlich aktiv in einer Bürgerenergiegenossenschaft in Karlsruhe. Was genau läuft da?

Bürgerenergiegenossenschaften sind ja schon lange bekannt, vor allem im Norden, mit Windrädern. In Karlsruhe ist die erst ein Jahr alt, aber der Bedarf ist extrem hoch. Wir haben da auch schon ganz viele Projekte. Da werden wirklich die großen Anlagen gebaut. Es gibt ganz viele Flächen, die aber nicht bebaut werden können, weil kein Geld da ist. Eine Kommune hat halt immer das Problem, sie muss sich entscheiden. Nehme ich das Geld und baue eine PV-Anlage oder nehme ich das Geld und renoviere z.B. einen Teil des Kindergartens. Und das muss dann ja auch immer politisch gerechtfertigt werden. Wenn jetzt aber eine Bürgerenergiegenossenschaft [zur Kommune] kommt und sagt ‚Ihr habt die Fläche, ihr bekommt Einnahmen – Dachpacht- und wir bauen die Anlage und haben Einnahmen durch erneuerbare Energien‘…

…das heißt also, die Mitglieder dieser Genossenschaft geben da Geld rein, damit das dann gebaut werden kann.

Genau, ja.

….und die Gemeinde muss zustimmen, nimmt die Einnahmen von der Dachpacht und steckt sie in die Renovierung des Kindergartens! Und geht das auch weiter? Wer kriegt dann den Strom? Bleibt der in der Gemeinde?

Das Ideale für uns ist dann natürlich, wenn wir den direkt vor Ort verkaufen können. Wir müssen aber zum Teil auch über die Strombörse ganz normal verkaufen.

Wäre das jetzt was, was du dir auch vorstellen könntest hier für Lichtenau?

Eine eigene Bürgerenergiegenossenschaft zu gründen für Lichtenau, wäre vermutlich sehr viel Aufwand. Ich würde eher einen anderen Ansatz wählen: man connected sich mit anderen Bürgerenergiegenossenschaften und sagt ‚Hey, wollt ihr das nicht bei uns machen?‘ und wir machen ordentlich Werbung in der Kommune, um Mitglieder zu gewinnen, um Geld einzuwerben und damit eben Anlagen zu bauen. In Freiburg z.B. gibt’s ganz viele Bürgerenergiegenossenschaften, in Durmersheim gibt’s auch eine. Die sind immer interessiert.

Hast du denn in Lichtenau schon geeignete Gebäude ausgemacht?

Die Turnhalle z.B. Und diese Bürgerenergiegenossenschaften beziehen sich nicht nur auf Kommunen. Eigentlich arbeiten die mit allen zusammen. Mit Stadtwerken, Firmen, Sportvereinen. Gibt bestimmt einiges, was man noch tun könnte bei uns.

Du hältst ja auch noch einen Vortrag über das Thema ‚Energiewende einfach erklärt‘. Wann findet das statt?

Mittwoch, den 15.Mai um 19 Uhr im Heimatmuseum.

Also – wenn ich das Sagen hätte, ich würde dich als Energiemanager bei der Stadt anstellen! Marvin – ich danke dir für das Gespräch.

Interview Renate Schwarz, Listenplatz 2

Du bist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Büro des Landtagsabgeordneten Jonas Weber. Was machst du da genau?

Im Wahlkreisbüro in Rastatt bin ich eigentlich für alles zuständig. Mit meiner Kollegin zusammen organisieren wir alle Termine, vor allem die im Wahlkreis von Jonas, aber auch die, die er im Landtag hat – Fraktions-, Ausschuss-und Plenarsitzungen. Es gibt noch einen Kollegen im Landtagsbüro, der sich um Details kümmert, aber einen groben Kalenderüberblick hab immer ich. Termine im Wahlkreis bereite ich auch inhaltlich vor. Die Anliegen der örtlichen Parteiorganisationen, alle Bürgeranfragen, Anliegen von Unternehmen werden im Wahlkreis bearbeitet, da bereiten wir die Antworten für den Abgeordneten vor. Ebenso Pressemitteilungen und Presseauswertungen.

Und das ist sozusagen dein Erwerbsjob?

Richtig.

Das klingt ganz schön umfangreich. Ansonsten bist du ja auch sehr aktiv in den Vereinen, im Hoftheater als stellvertretende Vorsitzende, im Heimatverein bist du…

…Mitglied ja, aber nicht so aktiv. Ich bin in vielen Vereinen, weil’s mich interessiert und weil ich die unterstützen will. Z.B auch den Angelsportverein – ich bin gar keine Anglerin! Ich weiß aber, dass die ganz viel im Bereich Gewässeruntersuchung und Naturschutz machen. Bin da auch immer auf der Mitgliederversammlung und hör mir das an. Ich denke, ich bin lieber in dem Verein und gebe denen regelmäßig den Beitrag für ihre Arbeit als dass ich immer mal wieder mit Spenden was unterstütze.

Und Trachtenkapelle? Spielst du denn ein Instrument?

Bin ich eben auch da drin, weil ich denke, die machen tolle Arbeit. Auch mit der Schule zusammen, mit der Bläserklasse. Ein Instrument spiele ich leider nicht, da bin ich als Kind nicht dazugekommen…

Außerdem bist du bereits Ortschaftsrätin in Muckenschopf.

Ja – seit 1989 durchgehend. 1989 wurde ich auch das erste Mal in den Gemeinderat gewählt, war die letzten 5 Jahre nicht im Gemeinderat, aber davor auch durchgehend.

Und Kreisrätin in Rastatt bist du auch…

Ja.

Kommst du aus Rastatt? Frage ich jetzt nur aus Neugier, weil ich selber da herkomme…

Nee – ich bin ja Bremerin. Bin in Bremen geboren und – da kann ich jetzt mal einen Schwenk machen – habe in Freiburg studiert, da hab ich meinen Mann kennengelernt, der kam aus Lichtenau. Und wir sind dann zusammen nach Muckenschopf gezogen.

So kommt man also nach Muckenschopf J

Richtig. Und dass ich Kreisrätin bin: der Kreistag ist zusammengesetzt aus dem ganzen Landkreis Rastatt und unser Wahlkreis umfasst Lichtenau, Ottersweier und Bühlertal. Und da bin ich für die SPD als Vertreterin im Kreistag in Rastatt.

Auf jeden Fall eine ganze Menge politisches Engagement. Und jetzt bist du aber für die Gemeinderatswahl auf der Liste MiTEiANDER? Wieso?

Es ist so, dass Gebhard Deibel von den Grünen und ich uns mal darüber unterhalten hatten, dass es bei der Kommunalwahl jetzt schwierig ist, Parteienlisten zu machen, weil immer weniger Leute sich bereit erklären zu kandidieren. Da haben Gebhard und ich überlegt: warum machen wir nicht einfach was zusammen? Unsere Vorstellungen sind nicht überall deckungsgleich, aber wir gehen in eine Richtung. Wir versuchen, eine offene Liste zu machen. Wir verstecken unsere Parteizugehörigkeit nicht, aber wir können auch zusammen und miteinander arbeiten.

Aber der Gemeinderat hat ja bereits eine Fraktionsgemeinschaft CDU/SPD, die zusammen 5 Gemeinderäte stellen…

Ja. Das war 2019 dem Umstand geschuldet, dass die SPD nur mit einer Person in den Gemeinderat gewählt wurde, die Jennifer Betzing, kein Parteimitglied. Da war dann das Angebot der CDU –damit sie von den Besprechungen der Fraktionsvorsitzenden auch Informationen erhält und zu den Fraktionssitzungen der CDU dazu kommen kann, damit sie auch ein bisschen Hintergrundinformation bekommt. Da waren wir auch dankbar, dass die das angeboten haben. Jetzt kandidiert Jennifer bei den Freien, sie kam vorher von der BFL…

Na sowas…..

Du bist auch noch ehrenamtlich tätig. Als Mitglied im Trägerverein Frauen- und Kinderhaus Baden-Baden und Rastatt – und im Flüchtlingshelferkreis.

Den hatten wir 2015/16/17 in der Stadt mal aufgebaut. Als damals die Flüchtlinge auf die Kommunen verteilt wurden, da haben wir gesagt, wir unterstützen. Dieser Flüchtlingshelferkreis ist ein wenig eingeschlafen… einige machen noch ganz individuell etwas. Ich auch.

Man kann wohl sagen, dass das Thema im Moment nicht so hoch im Kurs steht… Du hast u.a. zwei Frauen, die du direkt betreust

Ja – zwei Familien, also Frauen mit Kindern. Die eine habe ich kennengelernt, als sie in Lichtenau eingezogen ist. Die hat in Rastatt die Vorbereitungsklasse besucht – und da habe ich sie, weil ich ja jeden Tag auch nach Rastatt gefahren bin, morgens immer mitgenommen zur Schule. Das war nicht so ihre Welt… Sie ist dann schwanger geworden, ich hab sie durch die Schwangerschaft begleitet, alle Papiere erledigt. Sie hat dann jemanden kennengelernt, von dem auch noch 2 Kinder bekommen. Alle 3 Kinder – 7, 5 und 3 sind sie jetzt – kenne ich seit der Geburt. Und unterstütze sie bei der Sache mit Jobcenter, Landratsamt, Kindergarten, Schulanfänger, Arzttermine, alles.

Ist das viel Papierkram?

Jo!…      Und  die andere Familie – die mit den 5 Kindern, die ist hergekommen aus Muggensturm, weil sie gehört hat, dass hier jemand gut hilft. Da hat sie den Antrag gestellt, hierher zu kommen. Mit damals drei Kindern. Das vierte Kind – 2017 geboren – kenne ich auch seit der Geburt. Und die fünfte Tochter ist eben im August geboren.

Und sind die beiden Frauen via Schleuser oder so hierhergekommen?

Das kann ich dir nicht ganz genau sagen, weil sie nicht so viel darüber erzählen.

Ich stell mir das furchtbar vor –  Frauen auf der Flucht sind doch echt Freiwild…

Die Vermutung liegt nahe. Eine Jugendliche ohne Eltern – eine junge Frau, die hier mit ganz kleinen Kindern ankommt… Aber was ganz Schönes habe ich dadurch auch erlebt: ich bin die ‚Oma‘ von den Kindern – und das macht sehr viel Spaß!

Und es gibt anderes Schönes:  ich hatte eine syrischen Mann in Greffern begleitet, die Frau nachgekommen, auch geflüchtet über etliche Stationen. Die Familie wohnt jetzt in Rastatt, hat ein Kind, verdient ihren eigenen Unterhalt, braucht nichts mehr! Da ist aber auch die Grundlage ein bisschen anders gewesen, weil beide eine sehr gute Ausbildung schon hatten und im Beruf gearbeitet haben. Die haben sich auch dahinter geklemmt, denen hat man mal was gezeigt, welche Ämter, wohin, was machen – und dann haben die das auch selber auf die Reihe gekriegt. Alle drei sind jetzt Deutsche!

Das ist bestimmt ein tolles Gefühl, sie so weit begleitet zu haben!

Ja.  

Dein Engagement in dem Bereich: hat das auch ein bisschen was mit deiner Leidenschaft zu reisen zu tun?

Ja. Weil mich andere Länder interessieren. Mich interessiert, wie leben andere Menschen. Das war auch schon vor dem großen Engagement so, dass ich einfach gerne reise, gerne mir das anschaue und in jedem Land gesehen habe: die Leute wollen friedlich leben, die Leute wollen genug zu essen und zu trinken haben, sie wollen ein schönes Umfeld haben, ob Familie oder Freunde. Und das verbindet uns alle! Auf der ganzen Welt.

Aber man lässt sie nicht?

Die Bedingungen sind sehr unterschiedlich. Und wie jeder damit umgeht – da kann ich keinen verurteilen – außer wenn Gewalt im Spiel ist. Aber ansonsten macht jede und jeder das, was in ihrem Umfeld am einfachsten ist, was man umsetzen kann unter den Bedingungen, unter denen man lebt.

Hast du für dieses Jahr – also nach den Kommunalwahlen – denn eine Reise geplant?

Im Moment weiß ich’s noch nicht so ganz genau, ich hab mal Bhutan angeschaut, da war ich noch nicht. Es gibt Länder, da wollte ich gerne hin – Jemen: geht nicht mehr – Mali: geht nicht mehr. In Ecuador, Bolivien und Peru, da war ich schon – was jetzt auch nicht mehr so geht… Vielleicht nochmal von Südamerika den nördlichen Teil: Venezuela oder Mittelamerika. Mongolei möchte ich noch gerne. Tibet auch, da hab ich aber noch so meine chinesischen Bedenken…

Hast du denn zuhause so einen Globus, wo du überall Fähnchen drin stecken hast?

Nein, keinen Globus! Ich habe eine Weltkarte an der Tür hängen – und da sind die Pins drin!

Das war so dass, was ich vorbereitet habe – danke, Renate! Gibt es darüber hinaus etwas, was ich unbedingt noch fragen sollte?

Da fällt mir jetzt schwer, dir ne Frage in den Mund zu legen J

Wir haben uns dann noch eine ganze Weile unterhalten, Renate und ich. Und unter anderem erzählte Renate mit viel Humor von ihrem beruflichen Werdegang. Hört einfach mal rein!

Interview Sophie Bayer, Listenplatz 6

Hinweis: Das Interview gibt es als Text und als mp3 (einfach anklicken)

Auf der Website der Liste MiTEiANDER habe ich gelesen, dass du vereinstechnisch ganz schön aktiv bist. Was machst du da so alles?
Ich bin im Samurai Lichtenau, seit 10 Jahren mittlerweile, Kampfsport Ju-Jutsu. Dann spiel ich in der Jugendkapelle und hab Einzelunterricht; Querflöte. Bei den Frechdachsen war ich als Kind und bin mittlerweile Teamerin. Und seit letztem Jahr gehe ich als Teamerin mit meiner Freundin ins Zeltlager mit.
Das ist von der Katholischen Jungen Gemeinde. Das bringt bestimmt Spaß!
Ja, das ist immer schön.
Dann bist du ja eigentlich schon ganz schön beschäftigt freizeittechnisch… Hast du sonst noch Hobbys, ist noch Platz für irgendwas?
Ich lese sehr gerne. Ab und zu abends oder wenn wir irgendwohin fahren.
Und außerdem hast du ja noch Schule…
Ja – die existiert auch noch!
Du gehst aufs Technische Gymnasium. Wie lange ist denn dein Schulweg?
Mittlerweile kürzer, weil ich jetzt Motorrad fahre. Aber eine Viertelstunde mindestens ist schon drin. Das sind so 11 Kilometer, bisschen mehr.
Und davor bist du mit dem Bus gefahren?
Ja – da habe ich deutlich länger gebraucht.
Du hast an der Schule den Schwerpunkt Umwelttechnik gewählt. Das klingt spannend. Was macht man da?
Wir machen generell Energie, Wärme, Elektrizität, Elektrotechnik, aber auch Bio. Also ganz viel Unterschiedliches. Wir haben tatsächlich auch viele Lehrer. Wir waren in der Geothermie, wir haben eine Kläranlage besucht, also es ist auch gut Praxis mit dabei. Das ist im Prinzip ein duales System.
Also neben deiner musischen Verlangung – Querflöte – bist du durchaus auch wissenschaftlich interessiert. Was habt ihr denn sonst noch für Fächer?
Wie an jedem Gymnasium, wird ja auch Abitur dann. Also Mathe, Deutsch, Englisch. Geschichte, Gemeinschaftskunde, das ist so eine Kombi auf dem Technischen Gymnasium. Außerdem Ethik. Und als Wahlfach ‚Sondergebiete der Technik‘. Da brauche ich keine 2. Fremdsprache. Informatik haben wir auch.
Programmiert ihr da auch?
Bisschen. Aber es hält sich noch in Grenzen.
Auf Gemeinschaftskunde wollte ich eigentlich raus: habt ihr denn da auch was über das neue Wahlrecht erfahren?
Tatsächlich im Unterricht noch nicht so wirklich. Es ist tatsächlich eher Geschichtsunterricht als wirklich Gemeinschaftskunde, wir sind eher mehr vergangenheitsmäßig unterwegs. Also in der Schule kommt nicht so viel bezüglich wie es jetzt aussieht mit ab 16 wählen und so.
Schade – dabei habe ich da ganz tolle Unterrichtsmaterialien zu gefunden…
Ja. Ist mit dem Bildungsplan ein bisschen schwierig, wegen Zeit.
Ihr müsst ja alle immer alles schnell durchklopfen.
Ja.
Du bist 2007 geboren, d.h. du bist jetzt 16 und gehörst damit zum ersten Jahrgang, der tatsächlich auch das passive Wahlrecht hat. D.h. du darfst nicht nur wählen, sondern kannst auch gewählt werden. Das geht im Moment tatsächlich nur in Baden-Württemberg. Was hat dich veranlasst, gleich da mittenrein zu springen in die Kommunalwahl?
Also warum nicht. Jetzt habe ich die Chance. In 5 Jahren bin ich 22, wer weiß, ob ich da überhaupt noch hier bin. Ich kann’s jetzt machen. Warum probiere ich’s nicht mal! Das hat sich dann so ergeben.
So schreibt du es auf der Website: du willst den Jungen auch eine Stimme geben. Das scheint dringend geboten. Nur 1,8 % aller Gemeinderäte in den Reg.-Bezirken Freiburg und Karlsruhe sind unter 25 Jahre…
Das ist sehr wenig.
…während der Anteil dieser Altersgruppe in der Gesamtbevölkerung 26% beträgt. Dagegen sind etwas mehr als 59% über 55 Jahre- da hast du es dann schon mit einer ganz anderen Generation zu tun!
Ja.
So eine Wahl, das klappt ja nicht immer auf Anhieb. Kann ja, könnte ja tatsächlich schiefgehen. Das würde dich doch aber hoffentlich nicht entmutigen?
Nö. Wenn ich gewählt werde, gehe ich in den Gemeinderat. Aber ich mach mir jetzt auch nichts draus, wenn’s nicht klappt. Ich versuch’s einfach.
Das ist gut. Und abgesehen davon, wärst du auch in 5 Jahren immer noch jung genug, um den Altersschnitt zu senken.
Ja – da könnte ich es dann auch nochmal probieren.
Wie nimmt das eigentlich dein Umfeld so auf? Deine Freundinnen und Freunde, deine Mitschüler*innen, deine Vereinskamerad*innen?
Ich hab tatsächlich eigentlich nur Positives gehört. Die waren eigentlich wirklich echt begeistert. Alle waren so cool. Ich habe nur Zuspruch bekommen.
Und deine Eltern unterstützen dich wohl auch.
Ja. Ja!
Ich hab gehört, dass Gemeinderatssitzungen in der Regel ziemlich lange dauern, oft bis mitten in die Nacht. Und ich glaube, der Unterhaltungswert ist auch eher … eingeschränkt.
Ich hab auch schon mitbekommen, dass das lang dauert. Aber ich glaube, wenn ich tatsächlich reingewählt werden würde, dürften die gar nicht so lange machen, weil ich ja dann im Prinzip noch minderjährig bin.
Aha – du wirst sie zur Raison rufen!
Ich bin mir nicht sicher, aber wahrscheinlich müssten sie dann entweder früher anfangen oder aber eben mehr eingrenzen. Das zu sehen wäre tatsächlich mal interessant.
Da bin ich auch gespannt. Wie willst du die Belange von Jugendlichen im Gemeinderat einbringen?
Tatsächlich hab ich jetzt so als kleine Aktion, dass ich mit Jugendlichen Inliner fahren möchte, so mit einer Tour durch Lichtenau, um dann die währenddessen zu fragen, was gefällt Ihnen denn an Lichtenau, wie ist es, habt ihr irgendwelche Ideen. So dass ich dann durch die Erfahrungen oder Wünsche von denen ein bisschen weitergeben kann oder möchte, um dann zu sagen, was kann man ändern, was ist gut, einfach dass man das überhaupt mal zur Sprache bringt.
Also machst du eine gemeinschaftliche Aktion, um das zu sammeln, was aus eurer Sicht so dringend hier ist.
Genau.
Wäre denn so ein Jugendgemeinderat – den es ja tatsächlich auch in etwa 100 Gemeinden in Baden-Württemberg gibt – nicht vielleicht sogar ein effektiveres Gremium, um die Kommunalpolitik in eurem Sinne zu beeinflussen?
Könnte schon sein. Wenn dann einige im Jugendgemeinderat wären, hätte man einfach eine höhere Anzahl von Stimmen, die dann im Prinzip auch in dem ‚großen‘ Gemeinderat was bewirken können, besser als alleine. Aber ich zweifle, ob es in Lichtenau genügend Jugendlich gäbe, die auch wirklich Interesse zeigen würden, dass das überhaupt zustande kommt. Ist immer schwierig, irgendwie abzuwägen.
Soweit ich das gelesen habe, ist ja tatsächlich auch beides möglich, also dass du sowohl Mitglied im Gemeinderat bist als Im Jugendgemeinderat. Das wäre also auch eine Möglichkeit. Fand ich eine interessante Geschichte, man lernt ja auch immer selber dazu.
Das stimmt!
Das haben wir ja nun bereits angesprochen, wie und wo du dir deine Anregungen holen willst und wie du auf dein Altersumfeld zugehen kannst. Aber es gibt auch schon einen Punkt, der wohl wichtig ist, nämlich ein Jugendtreff. Du selbst bist ja eigentlich gut eingebunden in Vereinen. Was denkst du, ist da die Zielgruppe? Warum haltet ihr das für so wichtig?
Klar trifft man sich in Vereinen, aber man trifft sich, weil man halt was Gemeinsames macht, was einen irgendwo verbündet, wie z.B. die Musik oder der Kampfsport. Aber beim Jugendtreff soll einfach jeder so sich kennenlernen, egal ob jetzt Scherzheim oder was auch immer. Egal welches Alter, das kann ja auch relativ jungendaltersübergreifend sein. Einfach, dass man uns einmal einen Raum gibt, wo wir im Prinzip wir sein können, wo wir einfach uns austoben können, in welcher Form auch immer. Müssen jetzt nicht nur 17, 18-Jährige sein, sondern auch Jüngere.
Soll das irgendwie betreut sein?
Der Raum kann auch selber gestaltet sein. Und klar, irgendwann muss ja wer die Verantwortung übernehmen, sonst geht’s nicht. Dass es ein, zwei Verantwortliche dafür gibt, egal ob es ein Erwachsener ist oder eine Teamerin oder ein Teamer…
Gäbe es da irgendwie einen Leerstand, den man so ins Auge fassen könnte?
Ich denke, es ist schwierig in Lichtenau, ich weiß nicht. Das alte Rathaus von Ulm stand mal leer, aber ich glaube, dafür haben sie jetzt auch schon weitere Pläne. Die Schule in Scherzheim wäre ev. in Frage gekommen.

Das Interview mit Sophie führte Ute Henkenherm

Unsere Wahlkampftermine

Wir von MitEiNander setzen im Wahlkampf auf inhaltliche Themen. Nachhaltige Stadtplanung und generationenübergreifendes Miteinander sind unsere Schwerpunktthemen zusammen mit vielen anderen Themen, die wir für Lichtenau sehen. Wir setzen auf die Einbindung der Bürger und wollen deshalb auch im Wahlkampf mit den Bürgerinnen und Bürgern von Lichtenau ins Gespräch kommen. In den nächsten Wochen gibt es deshalb eine Vielzahl von Veranstaltungen. Dabei können Sie und könnt Ihr uns uns Fragen stellen, Themen und Anregungen mitgeben oder uns einfach kennenlernen.  Wir freuen uns auf Euch. Und das sind unsere Termine:

Sonntag 28.04.2024 14.00 Uhr: Lasst uns miteinander reden auf der Bank vor dem Seniorenheim in Ulm
Montag, 29.04.2024 19.00 Uhr: Inlinertour für Jugendliche mit Sophie Bayer, Treffpunkt Stadthalle Lichtenau
Freitag, 03.05.2024 19.00 Uhr: Selbstbestimmt leben im Alter, Vortrag und Diskussion mit Michael Lucke, Bürgermeister a.D., im Seniorenheim Auf der Schanz
Freitag 10.05.2024, 17.00 Uhr: Lasst uns miteinander reden auf der Bank neben der ZG Raiffeisen
Montag, 13.05.2024, 17.00 Uhr: Lasst uns miteinander reden auf der Bank an der
Orlemannkreuzung
Mittwoch 15.05.2023, 19.00 Uhr: Energiewende einfach erklärt, Vortrag und Diskussion mit Marvin Dorn, wissenschaftlicher Mitarbeiter am KIT, im Heimatmuseum Lichtenau
Freitag, 24.05.2024, 17.00 Uhr: Lasst uns miteinander reden auf der Bank hinter dem Rathaus in Scherzheim
Freitag, 31.05.2024, 20.00 Uhr: Kinoabend „Wem gehört unser Dorf“, im Heimatmuseum Lichtenau
Samstag, 01.06.2024, 8.00 bis 14.00 Uhr: Flohmarkt in der Pfarrstraße
Sonntag, 02.06.2024, 17.00 Uhr: Lasst uns miteinander reden auf der Bank am Denkmalplatz in Muckenschopf
Samstag 08.06.2024, 16.00 Uhr: Poolnudelradtour durch Lichtenau mit unserem gemeinsamen Wahlkampfausklang am Baggersee Grauelsbaum, Start Stadthalle Lichtenau
Außerdem: Spielplatzbesuche aller Spielplätze in Lichtenau (Ankündigungen hierfür gesondert)

Vortrag und Diskussion Planung auf dem Land

Bericht zum Vortrag am 13.04.2024

Planung auf dem Land: wie gelingt nachhaltige Stadt- und Dorfentwicklung

Darüber haben wir mit Prof. Kerstin Gothe vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) diskutiert. Kerstin Gothe war Leiterin des Fachbereiches Regionalplanung und Planung im ländlichen Raum. Sie ist eine profunde Kennerin des ländlichen Raums und berät die Landesregierung und verschiedene Kommunen.

Trotz des fast schon sommerlichen Samstagabend waren das Interesse gut. Etwa 30 Personen folgten interessiert dem Vortrag von Prof. Kerstin Gothe im Hoftheater. Zum Auftakt gab es etwas Statistik. Auf Basis der amtlichen Zahlen aus Baden-Württemberg zeigte Frau Gothe auf, wie sich Lichtenau im Vergleich zu anderen ländlichen Gemeinden des Bundeslandes darstellt. Ergebnis: alles im mittleren Bereich. (Bruttowertschöpfung, Bildungsabwanderung, Mobilität, Verkehrsanbindung, Mietpreise, Bevölkerungsentwicklung, Ausländeranteil u.ä.) Das ist einerseits beruhigend, lässt aber auch Platz für Phantasie nach oben und zeigt vor allem, ohne profunde Kenntnis der Randbedingungen lässt es sich nicht gut planen.

Es folgte eine Erläuterung der Vor-und Nachteile der sogenannten Innen – und Außenentwicklung von ländlichen Gemeinden. Diese Begriffe beziehen sich auf die Bebauungsplanung in der Kernstadt einerseits (Nutzung bereits vorhandener, leerstehender Gebäude oder Freiflächen im Ort) versus Vergrößerung der Bebauungsflächen in den Randgebieten (Neubaugebiete, überwiegend Einfamilienhäuser). Neben Bauen geht es bei diesem Thema auch um die Art, wie wir im Alter leben, oder um den Verfall der historischen Ortsmitten. Wie kann ein Gemeinderat in dieser Gemengelage fundiert abwägen und entscheiden? Und wie kommt man dahin, dass Entscheidungen von den Bürgerinnen und Bürgern begrüßt und mitgetragen werden?

Einfach ist das nicht – aber es kann gelingen. Drei praktische Beispiele stimmten die Zuhörenden optimistisch. In Sachen Leerstand überzeugten das Projekt Gasthaus Krone und das Projekt Sommeruni – 20 Studenten, 2 Wochen, Analyse des Bestandes, viele Gespräche mit den Anwohnenden, Eruierung von zur Gemeinde passenden Zielgruppen,  konkrete Ausformulierung anhand von Bauplänen und Zeichnungen – das kam gut an bei den Bürgerinnen und Bürgern der betroffenen Gemeinde.

Wie nachhaltige Verkehrsplanung gestaltet werden kann, vermittelte das Beispiel Baiersbronn – Unterdorf – Unserdorf. Das Wichtigste ist bei diesem Beispiel das Miteinander: von städtischen Grünflächen-, Tiefbau-, Verkehrs- und Gewässerplanern bis hin zur Einbeziehung der ganzen Gemeinde. Das öffentliche Vorstellen der Planung anhand eines Modellbaus, regelmäßige Bürgersprechstunden, das Berücksichtigen unterschiedlichster Belange und eine abschließende Abstimmung festigten den Konsens.

Eine solch intelligente Planung will im Vorfeld gut koordiniert sein und sie kostet natürllich auch Geld. Und daran scheitert es dann oft, wobei zu berücksichtigen ist, dass viele Einzelmaßnahmen oft auch nicht günstiger sind. Die Zuhörenden wünschen sich mehr vorausschauende Planungen und mehr Einbeziehung der Bürgerschaft, das wurde in der anschließenden lebhaften Diskussion deutlich.

MiTEiNANDER dankt Prof. Kerstin Gothe für den sehr interessanten Impuls. Den Vortrag stellen wir hier ein.

Vortrag Lichtenau_Gothe Veröffentichung

 

 

 

Workshop Wahlprogramm am 07.04.2024

Ein sonniger Sonntag: morgens gemeinsamer Fototermin, anschließend ein arbeitsreicher Vormittag mit vielen Ideen. Wir haben die Punkte für unser Wahlprogramm erarbeitet, über die Veranstaltungen, die wir durchführen wollen, diskutiert und sind dabei auch als Team zusammengwachsen. Wir wollen im Kommunalwahlkampf Themen setzen und damit Diskussionen anstossen. Lichtenau und die Ortsteile sind uns wichtig und wir wollen mit unseren Ideen dafür werben, dass es lohnt, sich MiTEiNANDER für die Weiterentwicklung Lichtenaus und aller Ortsteile zu engagieren. Unser Wahlprogramm wird am 26.04.2024 veröffentlicht.

 

Kommunalpolitik transparent – Die Reihenfolge der Kandidierenden auf den Listen

Am 28.03.2024 hat der Gemeindewahlausschuss der Stadt Lichtenau öffentlich getagt und dabei die Listen bestätigt, die zur Kommunalwahl am 09. Juni antreten werden. Wenn man die Listen vergleicht, fällt auf, dass im Gegensatz zu den anderen Parteien und Wählervereinigungen die Liste MITEINANDER nicht einfach alphabetisch sortiert ist. In diesem Beitrag möchten wir erklären, warum das so ist und wie wir zu unserer Sortierung gekommen sind.

Wie machen es die Parteien?

Die Parteisatzungen sehen unterschiedliche Möglichkeiten für die Festlegung bzw. Wahl der Reihenfolge vor. Bei der CDU ist es möglich, dass Namen in alphabetischer Reihenfolge auf dem Wahlvorschlag erscheinen – sofern die Mitgliederversammlung dies vor der Wahl der Bewerberinnen und Bewerber beschließt. Bei der SPD erfolgt die Aufstellung der Listen immer alternierend: eine Frau, ein Mann, beginnend mit der Spitzenkandidatin oder dem Spitzenkandidaten. Hier kann auch ein Mann auf dem ersten Listenplatz stehen. Bei Grün-nahen Listen sind ungerade Plätze (1, 3, 5, …) Frauen vorbehalten. Hier kann die Wahlversammlung den Platz nur dann frei geben, wenn keine Frau auf einem ungeraden Platz kandidiert oder gewählt wird. Manche Listen haben sich selbst zur Aufgabe gemacht, vielfältige Listen aufzustellen, z.B. immer zwei neue Kandidierende auf die ersten beiden Plätze zu wählen, oder einen jungen Menschen auf einen aussichtsreichen Listenplatz zu wählen. Es gibt eine große Vielfalt, die immer auch mit dem Selbstverständnis der Parteien und Gruppierungen zu tun hat.

Was sagt das Gesetz?

2013 hat der Landtag die Regelung zur abwechselnden Berücksichtigung von Frauen und Männern in den Wahlvorschlägen in das Kommunalwahlgesetz aufgenommen: „Männer und Frauen sollen gleichermaßen bei der Aufstellung eines Wahlvorschlags berücksichtigt werden. Dies kann insbesondere in der Weise erfolgen, dass bei der Reihenfolge der Bewerberinnen und Bewerber in den Wahlvorschlägen Männer und Frauen abwechselnd berücksichtigt werden.“ Diese Regelung ist jedoch eine sogenannte „Soll-Regelung“, also nicht bindend.

Warum sehen wir in einer nichtalphabetischen Liste Vorteile?

Voraussetzung, um in den Gemeinderat einzuziehen, ist neben der ausreichenden Anzahl an Stimmen für die Liste die individuelle Stimmenzahl einer Bewerberin oder eines Bewerbers. Kommunalwahl ist immer eine Persönlichkeitswahl. Dafür muss man die Kandidierenden kennen. Wenn man die Kandidierenden noch nicht so gut kennt, beispielsweise weil sie sich neu aufstellen lassen oder auch weil sie jung und damit noch nicht so bekannt sind, dann werden diese Kandidierenden in einer alphabetischen Liste manchmal übersehen.

Eine nicht-alphabetische Liste bietet den Vorteil einer Gewichtung über den Listenplatz und kann solche Kandidierenden gezielt auf vordere Plätze setzen.

Wie macht es MiTEiNANDER?

In unserer Wählervereinigung MiTEiNANDER haben wir miteinander entschieden, dass wir auf nichtalphabetische Reihung setzen. Wir haben uns am klassischen Reißverschlussverfahren und an der Setzung von Frauen auf ungeraden Plätzen orientiert und wir haben miteinander diskutiert, wo sich jede und jeder auf der Liste sieht.
Daraus entstanden ist:
– eine vielfältige Liste,
– eine Liste, in der Frauen gut positioniert sind,
– eine Liste, in der kommunalpolitisch Erfahrene neben Menschen stehen, die neu in die Kommunalpolitik einsteigen,
– eine Liste, in der junge und jüngere Menschen auf vorderen Listenplätzen stehen,
– eine Liste in der die Ortsteile und die Kernstadt angemessen vertreten sind.
Wir wollen mit unserer Listenaufstellung den Wählerinnen und Wählern über die Wichtung eine Hilfestellung für die Wahl geben. Uns ist klar, dass nur einige von uns in den Gemeinderat einziehen werden. Die Wichtung kann Orientierung geben. Natürlich bleibt die Kommunalwahl trotzdem eine Persönlichkeitswahl und jeder und jede von uns freut sich über Ihre Stimme.

# MiTEiNANDER für Lichtenau